Die Förderung von Resilienz geht weit über das Erlernen von Soft Skills oder einfachen Stressbewältigungsstrategien hinaus. Sie ist eine gezielte Investition in das Wohlbefinden eurer Mitarbeitenden – und damit ein entscheidender Hebel für den nachhaltigen Erfolg eures Unternehmens. Eine gesunde Unternehmenskultur und achtsame Führung tragen nicht nur dazu bei, krankheitsbedingte Ausfälle zu verringern, sondern stärken auch die Leistungsfähigkeit und schaffen ein Arbeitsumfeld, das Talente motiviert und langfristig bindet. Also: Der Schutz psychischer Gesundheit ist nichts anderes als harte Zukunftssicherung.
Ein Blick auf Studien und Berichte zeigt: Die Kosten für die Auswirkungen von Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben in den letzten Jahren alarmierend zugenommen. Laut DAK-Psychreport 2024 stiegen die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 52% innerhalb von 10 Jahren. Besonders Depressionen, Burnout, Belastungsreaktionen sowie Angst- undPanikstörungen sind stark angestiegen und verursachen erhebliche Ausfallzeiten.
Produktivitätseinbußen und Wertschöpfungsverluste sind die wirtschaftlichen Folgen: Ein prominentes Beispiel ist Volkswagen, das allein im vergangenen Jahr über eine Milliarde Euro Verlust aufgrund von Krankheitsausfällen verzeichnete. Erhebungen der BAuA aus 2023 zeigen, dass im Durchschnitt 25% der insgesamt 128 Milliarden Euro an Produktionsausfällen durch psychische Störungen entstanden.
Erhebliche versteckte Kosten verursacht auch Präsentismus – das Arbeiten trotz Krankheit. Schauen wir hier gezielt auf psychische Erkrankungen: Was passiert, wenn Menschen mit einer psychischen Erkrankung zur Arbeit gehen? Sie „faken“ quasi, dass sie gesund sind und versuchen, ihre Symptome zu verstecken. ABER es gibt spürbare Folgen für das Team und seine Leistungsfähigkeit. Denn Präsentismus bei psychischerErkrankung führt meist zu einer geringeren Produktivität, einer höheren Fehleranfälligkeit, häufigeren Unfällen und Konflikten im Team, was die Team-Performance und damit die Gesamtleistung des Unternehmens schwächt.
Um dem entgegenzuwirken, spielt die Unternehmenskultur, und hier ganz zentral die Führung eine entscheidende präventive Rolle. Auch hier sprechen Studien eine eindeutige Sprache: Sie zeigen, dass die Führungskraft der wichtigste Einflussfaktor für mentale Stabilität und psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist. Denn Führungskräfte sind der Multiplikator der (oft unausgesprochenen) Unternehmenskultur – sie leben ihren Mitarbeitenden vor, was erwartet wird und was die alltägliche Norm ist.
Ein konkretes Beispiel sind hier die Auswirkungen von niedriger psychologischer Sicherheit: Sie führt laut Studien zu einem 3-fach erhöhtem Depressionsrisiko,43% mehr Fehlzeiten und 72% mehr Präsentismus. Es lohnt sich also, die Unternehmens- und Führungskultur in Sachen Gesunderhaltung auf den Prüfstand zustellen.
Führungskräfte,die gesund führen sollen, brauchen 7 Kernkompetenzen:
· Selbstführung: Eigene Stresssignale erkennen, regulieren, als Vorbild für individuelle Resilienz fungieren
· Teamführung: Arbeitsbelastung steuern, stärkenorientierter Einsatz der Mitarbeitenden, Prioritäten managen und klären
· Team-Kultur gestalten: Psychologische Sicherheit fördern, Wir-Gefühl und Team-Identität erschaffen
· Konfliktklärung: Spannungen erkennen, ernstnehmen,moderieren, lösen
· Feedbackkompetenz: Wertschätzend und konstruktiv Feedback geben und nehmen bzw. sich aktiv einholen
· Gesundheitskommunikation: Belastungen mit Fingerspitzengefühl und Empathie ansprechen, ohne Vorurteile, ohne zu stigmatisieren, BEM-Gesprächeführen
· Coachingkompetenz: Selbstverantwortung fördern, Mitarbeitende zu eigenständigen Entscheidungen und zur Veränderung befähigen, lösungsorientiertes Empowerment
Eine präventiv wirksame Führungskultur basiert auf einem bewussten inneren Kompass. Wir sehenda vor allem 5 entscheidende Haltungen:
· Verantwortung: Die Führungskraft versteht sich in einer aktiv gestaltenden Rolle für ein gesund erhaltendes Team-Klima.
· Vertrauen: Die geführten Teams erleben psychologische Sicherheit, Offenheit und Wertschätzung.
· Empathie: Führungskräfte sollten Belastungen ernst nehmen, nicht bagatellisieren und Probleme als solche akzeptieren.
· Demut: Führungskräfte sollten auch ihre eigenen Grenzen kennen, Hilfe einholen, aktiv nach Feedback fragen und zum Wohl des Teams in eine dienende Haltung gehen, um so den Erfolg ihrer Mitarbeiter zu ermöglichen.
· Nachhaltigkeitssinn: Das Leitmotto sollte sein „Gesundheit geht vor kurzfristiger Output-Maximierung“, d.h. Prioritäten werden gesundheitsbewusst gesetzt.
Es ist wie bei allen anderen gewünschten Veränderungen auch – eine Kombination aus den folgenden vier Bereichen:
1. Systemischer Rahmen: PE- und OE-Instrumente, Strukturen,Prozesse und praktische Rahmenbedingungen ermöglichen resilientes Verhalten und eine gesunde Führungskultur.
2. Dürfen: Mitarbeitende und Führungskräfte spüren eine „soziale Erlaubnis“ durch die gelebten und erfahrenen Unternehmenswerte. Beziehungen, Zwischenmenschliches und Normen fördern gesunderhaltendes Verhalten.
3. Wollen: Die Menschen erkennen den Sinn und Zweck sowie ihren persönlichen Nutzen, wenn sie Resilienz-Strategien tatsächlich in ihrem Alltag nutzen
4. Können: Mitarbeitende und Führungskräfte besitzen die Kompetenzen, Fähigkeiten und Strategien – sie werden zur Resilienz befähigt.
Resilienz zu fördern, bedeutet nicht nur hilfreiche Soft-Skills oder Strategien zur Stressreduktion zu vermitteln. Es ist eine Investition in die Gesundheit eurer Mitarbeiter und damit ein strategischer Schritt zur langfristigen Sicherung eures Unternehmenserfolgs. Durch eine gesunde Unternehmens- und Führungskultur kanneuer Unternehmen nicht nur Krankheitskosten reduzieren, sondern auch die Produktivität sichern und ein positives Arbeitsumfeld schaffen, das Talente langfristigbindet.